2-Monats-Update

Meine lieben interessierten Leser,

 

 

fast zwei Monate durfte ich nun schon in meinem Projekt in Kanada verbringen und diese erste Zeit war vollgepackt mit vielen wunderbaren ersten Eindrücken. Zum einen habe ich all die Menschen kennengelernt, die in der L’Arche Antigonish leben und arbeiten. Nach gut zwei Wochen hatte ich es dann auch endlich geschafft mir deren Namen einzuprägen. Zu meiner Verteidigung muss ich hierzu sagen, dass die L’Arche Community wirklich viele Leute umfasst und es schwieriger ist, sich an Namen zu erinnern, dessen Schreibweise einem einfach nicht eingehen will (z.B. Shalley, Jahnyia, Doug,…). Außerdem bin ich in meine Arbeit vor Ort eingewiesen worden, wozu auch die Teilnahme an einigen Trainings gehörte. Zeit, um die „nähere“ Umgebung von Antigonish zu erkunden, hatte ich bereits auch schon. Das Wort nähere steht hier in Anführungszeichen, da Entfernungen im zweitgrößten Land der Welt doch deutlich von den europäischen Distanzvorstellungen abweichen.)

 

Von meiner Ankunft, meinem Einleben in den kanadischen Alltag und meiner Arbeit im Projekt möchte ich euch jetzt mehr erzählen.

 

Am 02. September war für mich der Tag des großen Abschiednehmens gekommen. Ich startete meine lange Reise nach Kanada, die mich zuerst über den ganzen Atlantischen Ozean an den Flughafen von Montréal und von dort aus vier Stunden und einem erfolgreich ausgestellten Visum im Handgepäck später Richtung Halifax, meinem eigentlichen Flugziel, brachte. Beide Flüge verliefen insgesamt wirklich sehr gut! Wobei ich gestehen muss, dass ich von meinem zweiten Flug sowohl Start, als auch Flug, als auch Landung verschlafen habe. Der Jetlag hatte sich zu dieser Zeit doch deutlich bemerkbar gemacht, da auch in Montréal eine andere Zeit herrscht als in Halifax und ich somit zwei Zeitverschiebungen durchmachte. Glücklicherweise wachte ich jedoch rechtzeitig wieder auf, um nicht auch noch den Ausstieg zu verpassen. Nach einer 16-stündigen Reise kam ich also heil in Halifax auf Nova Scotia an. Dies war jedoch noch nicht mein Endziel! Drei Autostunden später bekam ich endlich meine neue Heimatstadt Antigonish zu Gesicht. Viel konnte ich zwar nicht erkennen, da es mittlerweile tiefste Nacht war und in Kanada die Straßen nicht besonders beleuchtet sind, aber in mir breitete sich das Gefühl des Angekommenseins aus. Meine anfängliche Aufregung war durch den herzlichen Empfang von Jochen und Cassandra am Flughafen und durch das offene und zwanglose Gespräch während der Autofahrt mittlerweile auch verflogen und ich war einfach glücklich nach monatelangen Vorbereitungen endlich da zu sein.

 

Während der Autofahrt von Halifax nach Antigonish hatte ich schon viele Dinge von Jochen und Cassandra über die L’Arche Antigonish und – ganz wichtig – über mein Haus, in dem ich arbeiten und wohnen werde, erfahren. In der L’Arche Community in Antigonish gibt es fünf Häuser, in denen Menschen mit den unterschiedlichsten Behinderungen und Assistants, die die Menschen mit Behinderung im Alltag unterstützen, zusammenleben. Die Häuser heißen Emmaus, Jubilee, Covenant, Hope und Dixie. Letzteres ist das Haus, in dem ich arbeite und wohne. Es wurde am 3.August 2011 eröffnet und ist benannt nach Dixie McMaster, die eine wichtige Persönlichkeit bei der Gründung der L’Arche Antigonish in den 1970er Jahren war (Mit dieser Info will ich euch vor allem die Assoziation mit der Dixi Toilette rauben, die bei diesem Namen unweigerlich in einem aufkommt!) In meinem Haus leben insgesamt fünf Menschen mit Behinderung, die von uns Core Member oder auch Folks genannt werden.

 

Da wäre zuerst einmal Michael. Michael ist taub, kann unglaublich gut Lippenlesen und bringt mir sehr geduldig die Zeichensprache bei. Mit seinem Zwillingsbruder hat er im Laufe der Jahre seine eigene Art der Kommunikation entwickelt und wenn sich die beiden mit einer Mischung aus Zeichensprache und ihrer Stimme unterhalten, kommt man nie ganz mit.

 

Zweiter in der Reihe ist Sachan. Er ist unsere Spaßkanone im Haus und wird nie müde, die Leute durchs Haus zu jagen. Außerdem liebt er es, Szenen aus Filmen nachzuspielen. Dabei steht Teenage Mutant Ninja Turtle ganz oben auf der Liste der Favoriten. In großen Menschenmengen ist er jedoch unglaublich schüchtern und spricht kaum.

 

Weiter geht es mit unserer guten Seele im Haus, Donny. Er hat einfach immer den richtigen Spruch parat. Sei es, um jemanden aufzumuntern, zu motivieren oder manchmal auch zu necken. Er weiß über alles und jeden in der Community und der Stadt Bescheid und hat einen unglaublich großen Freundeskreis. Seine Freunde nennt er herzlich Best Friends. Donny ist außerdem eine unglaubliche Hilfe im Haushalt.

 

Einen ganz ähnlichen Namen trägt unser Sweetheart Tommy. Tommy sitzt im Rollstuhl und braucht am meisten Unterstützung im Alltag. Trotz seiner eingeschränkten Fähigkeiten ist er ein einzigartiger Künstler und ich liebe seine schlichten Blumen, die er oft zeichnet. Tommy ist für jeden Spaß zu haben und zeigt sich unglaublich dankbar für die Hilfe, die man ihm entgegenbringt. Er kann nicht sprechen, drückt jedoch durch unterschiedliche Laute seine Gefühle sehr gut aus und kann mit einfacher Zeichensprache kommunizieren.

 

Last but not least ist Elizabeth, die neben mir die einzige Frau im dominierenden Männerhaushalt ist. Sie ist den ganzen Tag sehr aktiv, da sie im städtischen Kindergarten arbeitet, reitet und schwimmt, wobei sie damit sogar bei den Special Olympics teilnimmt. Das alles absolviert sie mit der Hilfe von Schienen an ihren Beinen und Krücken, die sie beim Laufen unterstützen. Wir sind also ein bunter Haufen im Dixie House!

 

Die ganze L’Arche Community, und ganz besonders auch mein Haus, hat mir die Ankunft in Kanada und den damit verbundenen und unvermeidlichen Kultur- und Sprachschock sehr erleichtert. Ich wurde sofort von allen akzeptiert und fühlte mich ab meinem ersten Tag als ein aktives Mitglied der Community. Mein House Leader Jochen hat mich von Anfang an super in meine Arbeit eingewiesen, sodass ich mein Team bereits nach einigen Tagen richtig unterstützen konnte und Aufgaben aus Eigeninitiative übernahm. Ich hatte das Gefühl eine echte Hilfe im Haus zu sein und das gab mir Selbstbewusstsein. Ich fühlte mich immer mehr darin bestätigt, die richtige Wahl getroffen zu haben, als ich mich entschied für ein Jahr als Freiwillige in die L‘Arche Antigonish zu gehen. Die vielen herzlichen Community Events haben dazu beigetragen, dass ich mich von Anfang an als Teil einer großen Familie fühlte. Dementsprechend hält sich das Heimweh bei mir glücklicherweise noch sehr in Grenzen.

 

Obwohl alles besser läuft als erwartet, gibt es aber natürlich auch immer wieder Momente, in denen ich meine deutsche Heimat und meine Familie und Freunde sehr vermisse. Viele kulturelle Dinge, die für mich in Deutschland ganz normal und alltäglich waren, sind hier anders und daran muss ich mich erst gewöhnen. Der Städtebau unterscheidet sich beispielsweise deutlich von der europäischen Architektur. So etwas wie eine Fußgängerzone oder einen Radweg gibt es in Antigonish nicht. Alle Strecken werden mit dem Auto gefahren und das ist für mich als passionierte Fahrradfahrerin ein echter Schock. Glücklicherweise nahte bereits nach einigen Tagen Rettung in Form einer Fahrradbesitzerin namens Katie. Mit dem Satz, sie nutze das Bike sowieso nie, verlieh Katie mir kurzerhand für das komplette Jahr ihr noch sehr gut erhaltenes Fahrrad. Jetzt radle ich also überglücklich (und egal bei welcher Wetterlage) durch die Straßen Antigonishs. Eine andere Sache, die ich sehr vermisse, ist die europäische Vorstellung von einem Café. Verabredest du doch in Antigonish mit jemandem zum Kaffee, endest du zweifelsfrei in einem Tim Horton’s. Hierbei handelt es sich um eine kanadische Schnellrestaurant-Kette, die nicht nur preiswert Kaffee und Donuts, sondern auch Snacks und Sandwiches in ihrem Sortiment anbietet. Für Jung und Alt ist Tim Horton’s DIE Anlaufstelle für den allmorgendlichen Frühstückskaffe (manchmal auch verbunden mit einem kleinen Snack) und bildet außerdem eine beliebte Einkehrstation nach dem sonntäglichen Spaziergang. Mit meinen Vorstellungen von einem Café, in dem man gemütlich bei einer Tasse Kaffee und einem Stück frischen Kuchen beisammensitzt, kann Tim Horton’s jedoch leider nicht mithalten.

 

In einem anderen Land zu sein, heißt neben der Akzeptanz der lokalen Fastfood Kette und des verwirrenden Straßensystems (man darf an einer Ampel immer rechts abbiegen, selbst wenn Rot angezeigt wird) auch andere Feiertage zu haben. So durfte ich dieses Jahr zum ersten Mal Thanksgiving erleben. Die Vorbereitungen für dieses Community Event starteten an diesem Tag bereits früh am Morgen. Jedes Haus hatte eine eigene Aufgabe, um zu einem erfolgreichen Thanksgiving Dinner beizutragen. Mein Haus trug die Verantwortung über den Kartoffelbrei und das Stuffing (die Füllung für den Truthahn). Für uns hieß das, Kartoffeln schälen und Kartoffeln schälen und Kartoffeln schälen. Durch eine großartige Teamarbeit bewältigten wir diese Aufgabe jedoch in Lichtgeschwindigkeit und auch das Stuffing, das wir in drei verschiedenen Varianten (normal, vegetarisch und vegan!) vorbereiteten, war von uns Chefköchen schnell erledigt. Am Abend desselben Tages versammelte sich die ganze L’Arche Community im herbstlich geschmückten John Paul Centre. Nach einem herzlichen Willkommen wurden wir aufgefordert, darüber nachzudenken, für welche Dinge wir dieses Jahr dankbar sind. Unsere Antworten sollten wir auf Karten schreiben, die auf den Tischen bereit lagen. Auf diesen stand auf verschiedenen Sprachen das Wort „Danke“. Denn das ist es, worum es an Thanksgiving hauptsächlich geht. Es ist ein dankbares Reflektieren über all die Dinge, die unser Leben bereichern. Am Ende hatten wir die unterschiedlichsten Wörter und Bilder auf den Karten stehen und es machte eine Menge Spaß, diese mit der Community zu teilen. Erstaunlich oft wurde an diesem Abend für das schöne Wetter und die Sonne gedankt. Ich bin mir ziemlich sicher, das kam vor allem von allen neuen Assistants. Als wir uns entschieden nach Kanada zu kommen, haben wir definitiv mit anderem, sehr viel kälterem Wetter gerechnet (davon zeugt auch meine Kleiderauswahl im Gepäck).

 

An diesem Abend habe ich– außer natürlich dem guten Essen und den Bauchschmerzen vom vielen Lachen – mitgenommen, dass es schön ist, einen Tag zu haben, an dem man danke für all die schönen Dinge im Leben sagen kann, die einen glücklich machen.

 

Ein anderes Highlight war die alljährliche L’Arche Antigonish Halloween Party, die am Freitag, den 28. Oktober, stattfand. Traditionell war die Planung dafür den kreativen Köpfen der neuen Assistants überlassen worden. Wir waren zuerst zurückhaltend begeistert, da man weder in Deutschland, noch Korea so richtig Halloween feiert und wir nicht wussten, was von uns erwartet wird. Nachdem uns Jon Jon, unser erfahrene Community-Partyplaner und DJ, jedoch etwas von den letzten Halloweenfeiern berichtet hatte, konnten wir uns das alle etwas besser vorstellen. Motiviert starteten wir, Ideen für die Party zu sammeln. Nach einigen Vorschlägen, die für uns ganz großartig klangen, mussten wir der Realität jedoch etwas tiefer ins Auge schauen. Die Idee eines gruseligen Halloween Buffets konnte den Allergien, Unverträglichkeiten und Diätplänen unserer Core Member nicht standhalten. Auch mussten wir eine Balance zwischen ausgelassener Partystimmung mit Tanz und Musik und einer Rückzugszone finden, damit auch unsere Folks mit Autismus und Alzheimer die Feier genießen werden können. Die Endfassung unserer Planung umfasste letztendlich einen Tanzraum mit Musik und einen als Kino präparierten Raum, in dem wir über Beamer lustige Halloween-Cartoons zeigen wollten. Außerdem gestalteten wir einen Raum zu einer großen Fotobox um, in der wir die kreativen Kostümideen festhalten wollten. Jedes Haus sollte sich nämlich ein eigenes Thema überlegen, zu dem es sich als Gruppe verkleiden will. Um die Leute zu motivieren, wurde dem Haus mit der kreativsten Idee, verbunden mit der besten Umsetzung natürlich auch ein Preis versprochen. Und dreimal dürft ihr raten, was ebendieser Preis war. Natürlich ein Tim Horton’s Geschenkgutschein! Damit kann man die Leute und vor allem unsere Core Member nämlich zu Höchstleistungen motivieren.

 

Der Plan schlug ein und jedes Haus kam in unglaublich kreativen Kostümen, sodass der Abend eine regelrechte Freude war. Auf Seiten der Vorbereitung gab es keine Probleme und die L’Arche Halloween Party war eine Mordsgaudi :)

 

Nach all dem, was ich bis jetzt so erzählt habe, könnte man fast meinen, mein Alltag hier in der L’Arche Antigonish besteht nur aus Feiertagen und lustigen Kostümpartys. Dem ist natürlich nicht so! Meinen Arbeitsalltag kann man sich eher wie folgt vorstellen: Mein Tag im Dixie House beginnt normalerweise um sieben Uhr morgens. Um diese Uhrzeit beginne ich unsere Core Member zu wecken, sodass diese ihre allmorgendliche Dusche nehmen und sich für die Arbeit fertig machen können. Tommy, der im Rollstuhl sitzt, braucht hierfür meine ganze Aufmerksamkeit und Hilfe. Deshalb arbeiten wir im Dixie House auch immer mindestens zu zweit. Eine Person kann sich so um das Frühstück kümmern, während die andere Person Tommy für den Tag fertig macht. Planmäßig haben wir unser gemeinsames Frühstück um acht Uhr. Aufgrund einiger Morgenmuffel bei uns im Haus, dauert es jedoch immer etwas länger, bis alle am Frühstückstisch erscheinen. Für uns Assistants heißt es nun die Medikamente streng nach Vorschrift an unsere Core Member zu verteilen. Hierfür habe ich in meiner zweiten Woche ein extra Training absolviert, in dem ich über die einzelnen Wirkungen der Medikamente aufgeklärt wurde. Außerdem wurde ich darüber informiert, wie ich neue Medikamente nachbestelle, was ich tun muss, wenn sich die Medikation eines Core Members ändert und wie ich reagiere, wenn ein Medikament nicht genommen werden kann oder vergessen wird. Nach unserem gemeinsamen Frühstück wird Lunch (oder wie man in Deutschland so schön sagt die Brotzeit) vorbereitet. Leckere Sandwichkreationen entstehen hier in der Dixie House Küche, wobei der kleine, gesunde Snack natürlich auch nie fehlen darf. Mit dieser Stärkung für den Tag in der Tasche bricht jeder Core Member zu seinem persönlichen Arbeitsplatz auf. Einige meiner Folks laufen alleine dorthin. Andere werden mit dem Auto gefahren oder zu Fuß zu ihrer Arbeit begleitet.

Die L’Arche Antigonish bietet für unsere Core Member Day Programs an, die die Namen Studio, Horizons und Cornerstone tragen. Hier gehen die meisten unserer Core Member unter der Woche von frühs bis nachmittags hin, um an verschiedenen kreativen Workshops teilzunehmen. Denn das Ziel der L'Arche ist es nicht nur Menschen mit Behinderung ein Heim zum Wohnen zu bieten, sondern auch ihre Fähigkeiten mit täglichen Aktivitäten zu fördern. Viele Studenten helfen in den Day Programs aus oder machen dort Praktikas, sodass sich unsere Core Member in die ganze Community von Antigonish integrieren. Ich bin immer wieder völlig baff, wie viele Einwohner von Antigonish unsere Folks persönlich kennen! Wenn ich mit den Bewohnern meines Hauses draußen unterwegs bin, sind wir eigentlich die ganze Zeit nur am Leute begrüßen, Pläuschchen halten und Umarmungen austauschen. Wie ihr seht gehören Studio, Horizons und Cornerstone neben den fünf Wohnhäusern also zum festen Bestandteil unserer L'Arche Community.

 

Wenn unsere Core Member alle sicher zu ihrem Arbeitsplatz gebracht worden sind, ist für uns Assistants Hausputz angesagt. Bei einem stattlichen Umfang von zwei Eingangsbereichen, einer offenen Küche mit Essbereich, zwei Wohnzimmern, vier Waschräumen, acht Schlafzimmern, einem kleinen Arbeitszimmer und zwei Abstellräumen sind wir den Vormittag gut beschäftigt. Ab zwölf Uhr starten wir dann in unsere wohlverdiente Pause und haben bis drei Uhr Zeit zu unserer freien Verfügung. Diese Freizeit nutze ich jeden Tag je nach meinem aktuellen Gemütszustand etwas anders aus. Offen gesprochen gehört ab und an auch ein kleiner Mittagsschlaf dazu, während dem ich meine Kräfte für den restlichen Arbeitstag neu auftanke. Die meisten Tage fliege ich jedoch mit den anderen Assistants draußen herum.

 

Nachmittags gegen halb vier kommen unsere Core Member von getaner Arbeit heim. Ab hier beginnt der ganz normale Feierabendalltag, wie man ihn von zu Hause auch kennt. Der Nachmittag wird miteinander wie in einer kleinen Großfamilie verbracht. Dazu gehören Spaziergänge, Gespräche bei einer Tasse heißer Schokolade, Skip-Bo und Memory Spielerunden, unsere Lieblingsquizshow im Fernsehen. Ganz beliebt ist auch das Spiel „Ich klaue Sarahs Hausschuh und lasse mich von ihr durchs ganze Haus jagen. Nach all der Rennerei macht sich am Abend unser aller Magen bemerkbar und das eingeteilte Kochteam, bestehend aus einem Assistant und einem Core Member, macht sich an die Arbeit. Das Kochen verlangt von einem manchmal ein hohes Maß an Kreativität und Experimentierfreude, da man nicht immer in den Genuss eines vollen Kühlschranks kommt und dazu auch noch die Allergien und Unverträglichkeiten der Core Member und Assistants hinzukommen. Bis jetzt haben wir jedoch immer ein gutes Essen auf den Tisch gezaubert und das gemeinsame Abendessen ist wirklich eine Sache, die ich sehr genieße im Dixie House.

 

Das Aufräumen danach kostet uns häufig eine längere Zeit und oftmals brauchen unsere Core Member mehrere Aufforderungen, bis sie ihren Teil der Arbeit beigetragen haben. Wenn Küche und Esszimmer wieder passabel aussehen, geben wir House Assistants auch Ruhe. Die Abendroutine sieht bei jedem unserer Core Member etwas anders aus. Manche brauchen hier, wie am Morgen auch, mehr oder weniger Hilfe von uns. Einigermaßen bettfertig sitzen wir dann alle mehr oder weniger pünktlich um acht Uhr im Wohnzimmer. Denn „It’s Pilltime“, wie Jochen pflegt durchs Haus zu rufen. Wir geben den Folks ihre Medikamente für die Nacht. Außerdem schreiben wir für jeden Core Member einen kurzen Text über ihren Tag. Und um neun Uhr abends startet dann auch mein wohlverdienter Feierabend :)

 

Und auch diesen Feierabend nehme ich jetzt in Anspruch und schließe meinen Bericht hiermit ab. Ich konnte euch, denke ich, einen recht guten Einblick in mein Leben hier in der L’Arche Antigonish geben. Jeden Tag passieren jedoch so viele aufregende und lustige, herausfordernde und neue Dinge, dass ich hier gar nicht alles berichten kann, was ich gerne loswerden möchte. Eines ist mir auf jeden Fall jetzt schon klar. Und zwar, dass ich viel zu erzählen haben werde, wenn ich nach meinem Jahr wieder nach Deutschland zurückkommen werde!

 

 

Herzliche Grüße aus Kanada sendet euch, eure Sarah

 

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Kommentare: 6
  • #1

    Dani (Donnerstag, 03 November 2016 08:14)

    Dixie heißt jetzt schon länger TOI TOI & DIXI, hat also gar nichts mehr mit Toiletten zu tun ;)

    ....mein Tag ist für heute gerettet, obwohl es draußen sehr trist ausschaut :)

    DANKE, für deinen tollen Bericht, ich kann mir dein Leben so richtig gut vorstellen.....na bei der lebendigen Schreibweise :)
    Ganz liebe Grüße, aus der auch immer kälter werdenden Heimat.......

  • #2

    Thomas (Donnerstag, 03 November 2016 13:55)

    Wahnsinnig interessant und so vielfältig dein Bericht

  • #3

    Angelika (Donnerstag, 03 November 2016 18:34)

    Habe deinen Bericht mit großem Vergnügen gelesen, musste manchmal richtig lachen. Ich freue mich, dass es dir in Canada so gut geht! Hab' weiterhin viel Spaß und sei ganz lieb gegrüßt

  • #4

    Cörry (Donnerstag, 03 November 2016 20:50)

    Wow, das war ein wirklich schöner und ausführlicher Bericht deiner bisherigen Zeit in in der L’Arche Antigonish! Gerne mehr davon :)

  • #5

    Tabea (Sonntag, 06 November 2016 21:08)

    Wundervoller Bericht! Sehr amüsant, ausführlich und zum mit fiebern!
    Besonders lustig finde ich die vegetarische und vegane Füllung für einen Truthahn!
    Freue mich schon auf den nächsten <3

  • #6

    Anke (Freitag, 11 November 2016 21:49)

    Hallo Sarah!
    Toller Bericht - du schreibst so lebendig und liebevoll! Wir freuen uns schon auf deine nächsten Berichte :-). Heute hat es bei uns den ganzen Tag geregnet. Ganz liebe Grüße von uns!!!